Jahresrückblick 2021 (Januar 2022)
von Benedikt Wohlfart für den Winzerverein Heidingsfeld e.V.

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Mitglieder des Winzervereins Heidingsfeld.

Erneut geht ein Jahr zu Ende und es ist an der Zeit zurückzublicken und sich die Frage zu stellen, welche Herausforderungen es im Jahr 2021 zu bewältigen gab und was wir für die Zukunft daraus lernen können.

Wie jedes Jahr möchte ich damit beginnen, auf die Witterung einzugehen, die auch dieses Jahr wieder absolut wegweisend für den Jahrgang war.

Bei den genannten Werten beziehe ich mich auf Daten der LWG Veitshöchheim und dem Jahresrückblick der „Rebe&Wein“ Ausgabe Dezember 2021.

Das Jahr 2021 begann im Januar und Februar mit durchschnittlichen Temperaturen im langjährigen Mittel. Dabei fielen etwa die 1,5-fachen Niederschläge, was als sehr positiv, aufgrund der langen „Trockenzeit“ aus den Vorjahren bewertet wurde. Dabei konnten die Böden ihren Wasserhaushalt weitestgehend regenerieren. Auch gab es im Februar 2021 Temperaturen bis minus 18 °C, Schäden an den Rebstöcken blieben dabei aber glücklicherweise aus. Der März lag dann fast exakt im Schnitt der letzten Jahre. Im April blieb es insgesamt 2,7 °C kälter als im langjährigen Mittel. Aufgrund dessen fand der Austrieb erst etwa eine Woche verzögert am 03.05. statt. Im April fiel sehr wenig Regen und schnell machte sich die Sorge breit, die Entwicklung der vorangegangenen Jahre setze sich auch 2021 fort.
Auch der Mai blieb bei den Temperaturen verhältnismäßig kalt. Trotz der ehr niedrigen Temperaturen blieben Spätfröste zum Glück weitestgehend aus und die Niederschlagsmenge normalisierte sich. Dennoch war die Reb-Entwicklung langsam und zeitweise um bis zu 14 Tage verzögert.

Dies sollte sich um den 27.05. dann schlagartig ändern. Es wurde sehr warm und der Juni explodierte förmlich mit plus 2,4 °C zum Mittelwert. Ebenso verhielt es sich mit dem Pflanzenwachstum. Leider, muss man rückwirkend eingestehen, stiegen auch die Niederschläge stark an und so fielen mit fast 140 l/qm über 230 % Regen zum Vergleichszeitraum.

Dies setzte sich auch im Juli fort und erst Mitte August ließen die Schauer dann nach.

Aus dieser Situation ergab sich auch die größte Schwierigkeit, für die uns allen das Jahr 2021 noch lange in Erinnerung bleiben dürfte, den Pflanzenschutz. Mit dem Anstieg der Temperatur und dem Wasserüberschuss ab Anfang Juni fand auch der Peronospora-Pilz ideale Bedingungen vor. Durch das schnelle Wachstum der Triebe und die vielen Regenschauer waren kurze und sehr kurze Behandlungsabstände notwendig. Die Lage spitzte sich weiter zu, da die Befahrbarkeit der Anlagen durch die Feuchtigkeit nicht immer und dann meist nur für kurze Zeit gegeben war.

Aber noch nicht genug der Schwierigkeiten. Aufgrund der Corona-Pandemie und dem erhöhten Mittelverbrauch waren die Lager der Landhändler etwa Mitte des Jahres ausverkauft und es konnten oft nicht die geplanten und optimalen Behandlungen durchgeführt werden.

Wegen des Mehraufwands, der beim Pflanzenschutz nötig war und die kürzere Zeit durch „Zwangspausen“ aufgrund der Regenschauer waren viele Betriebe mit ihren zeitlichen Ressourcen sehr schnell am Rande der Machbarkeit angelangt und so blieben wichtige Laubarbeiten, die den Pflanzenschutz unterstützen, liegen oder konnten nicht rechtzeitig ausgeführt werden.

Auch im August, als es dann wieder trockener wurde, entspannte sich die Lage noch nicht. Aufgrund der massiven Pero- Problematik hatte man schon fast wieder vergessen, dass es auch noch Oidium gibt. Dieser Pilz war die letzten Jahre vorherrschend und überwintert in den Knospen der Pflanzen. Plötzlich, ehe man sich versah, wurden immer wieder auch sogenannte Zeigertriebe mit Oidium gefunden und dies zu einem Zeitpunkt, an dem man schon dachte, die riskante Phase der Vegetationsperiode sei bereits vorüber.

Besonders hart hat diese Problematik die ökologisch arbeitenden Betriebe getroffen. Hier hat sich der Potenzunterschied der Bio-Präparate sehr deutlich gezeigt und es mussten oft größere Einbußen hingenommen werden.

Leider blieben jedoch auch viele konventionell arbeitende Betriebe aufgrund der schwierigen Situation hinter ihren Erwartungen zurück.
Im September gab es dann jedoch noch einmal einen Lichtblick. Es wurde längere Zeit trocken und verhältnismäßig warm, was uns eine reibungslose und „normale“ Ernte bescherte. Die Sonnenstrahlen zur Reife waren sehr zuträglich, obwohl diese die Defizite bei den Sonnen-Stunden aus den Sommermonaten nicht mehr ganz ausgleichen konnten.

Daher präsentieren sich die 2021 Jungweine mit geringeren Mostgewichten bei höheren Säurewerten. Das Resultat daraus sind leichtere, spritzige Weine mit geringerem Alkoholgehalt, die uns Winzer im Weinkeller sich an der ein oder anderen Stelle besonders beim Säuremanagement forderten.

Fazit:
Ein weiteres Jahr geht zu Ende, welches uns erneut gelehrt hat, dass die Arbeit im Weinberg höchste Konzentration und Achtsamkeit erfordert, wenn man gesunde Trauben für tolle Weine ernten möchte. Ebenso wird mir bewusst, egal wie anstrengend und intensiv das vorangegangene Jahr war, es kann immer noch extremer werden.

Das Jahr 2021 stellt für mich ein Beispiel dar, wie gewissenhafte Winzer machtlos werden können. Wie ökologischer Weinbau an Grenzen stößt, die nicht mehr überwunden werden können, egal wie sehr sich unsere Gesellschaft dies auch wünschen mag.

Es steht für das andere Extrem und im krassen Gegensatz zu den Jahren der Trockenheit, wie die vergangenen.

Auf der anderen Seite steht es auch für einen natürlichen Ausgleich und auf extreme Trockenheit folgen starke Niederschläge. Entscheidend ist dabei lediglich der Betrachtungszeitraum. Es gibt eben doch entscheidende Faktoren, auf die der Mensch keinen Einfluss hat, auch wenn er sich noch so sehr anstrengt. Deshalb ist und bleibt der Wein bei allen Neuerungen und Erkenntnissen trotzdem ein Naturprodukt.

Gerade diese Unterschiede sind es, was die Welt des Weinbaus für mich erst dauerhaft spannend und interessant macht.
Trotzdem hoffe ich natürlich für uns alle, dass die extremen Auswüchse nicht noch schlimmer werden und wir Winzer es in Zukunft schaffen, uns den Gegebenheiten mit der nötigen Flexibilität zu stellen.

Benedikt Wohlfart am 30.01.2022

Quellen:
LWG Veitshöchheim
Rebe und Wein Ausgabe 12/21

Den gesamten Vortrag können Sie sich auch hier als PDF herunterladen:  Jahresrückblick 2021.pdf